Ein neuer Bartschneider muss her!!!!! Der alte, sicher schon fünfzehn Jahre im Einsatz, er will nicht mehr so recht, schiebt die Matte einfach vor seinen Zähnen her. Den kann ich so oft ich will auf den Bart loslassen, die Haare längst nicht mehr ängstlich, fühlen sich nur noch geschmeichelt. Die Schneidmesser haben ihre anfängliche Aggressivität komplett eingebüßt. Vielleicht ist er auch nur sauer, weil er noch immer schuften muss wie's Tier, während ich mich bereits zur Ruhe setzen durfte. "Einem Rentner schneid ich nix mehr ab"!! So wird er sich das gedacht haben, jedenfalls hat er es jetzt auch geschafft, ein Dasein ohne Arbeit. Und da treibt mir mein Gewissen einen Scherz, da ich meinen bisher treuen Rasenmäher in den Schrott geben will. "Sollte man mich auch verschrotten"??? Aber was kann ich tun? Nein, nein...da muss ich mir keinen Kopf machen. Wenn wir Menschen soweit sind werden wir genauso "entsorgt". So ist das nun mal, man kann nicht alles bei sich behalten was ausgedient hat und nicht mehr funktioniert.
Hab meine Staude bestimmt schon zwei Wochen nicht mehr gestutzt. Die letzte Rasur hab ich schon mit dem Langhaarschneider bewältigt. Ist ein bisschen sehr unhandlich und kurvenlahm ist er auch, fährt gerne auf ebenem Gelände gerade aus. Eine Notlösung eben, mehr nicht. So war der Entschluss gefasst, "die nächste Rasentrimmung macht der Neue"!!
Ich war auf dem Weg Möbel zu montieren, als ich an einem Elektrofachgeschäft vorbei kam. Übrigens das einzige im Ort. Auto geparkt und rein in den Laden. Ach ja, den Mundschutz nicht vergessen..."Corona droht"! Also Lappen vor die Fresse, weg war der Bart. Da frag ich mich doch für wen oder was soll ich die Matte stutzen? Klar, irgendwann würde ich die graue Pracht nicht mehr hinter der Tüte verstecken können. Also beuge ich der Peinlichkeit vor. Ich stand vor dem Verkaufstresen, vor mir ausgebreitet, die üppige Auswahl an Geräten. "Ich nehm den Linken", entschied ich mich...bezahlen, und raus aus der Gerätehölle direkt zu meinem Einsatzort als Möbelmontierer.
Mein Gedanke galt allerdings dem Gesichtsrasenmäher. Bevor ich ihn ausgiebig testen könnte muss der Akku vollständig geladen werden. Das ist so bei den Akkus. Tut man das nicht, wird er vielleicht nie richtig geladen werden können. Also wird der neue Trimmer sofort ausgepackt, ans Ladegerät angeschlossen und vollständig geladen. Ich war ja zwischenzeitlich beschäftigt. Nach wenigen Stunden erlosch die Ladekontrollleuchte...Akku voll!!! Voller Ungeduld begleitete mich der Rasierer ins Badezimmer. Die Beleuchtung war noch nicht vollständig installiert, das kommt später dran, aber ein bisschen was konnte ich im Spiegel erkennen. Nur noch die gewünschte Bartlänge einstellen. Für gewöhnlich sind 2,5mm genau die passende Länge. Ich drehe das Rad auf dem die Einstelllänge abzulesen war einmal hoch und runter. Von Null bis zehn Millimeter in halb Millimeter Schritten, sehr komfortabel und schnell einzustellen! Vorsichtshalber einigte ich mich auf drei Millimeter. Nur konnte ich von außen nicht erkennen in welche Richtung sich das Messer verstellte. Ok, wird schon passen! Der Bart hatte in den zwei Wochen Rasierpause schon eine ungewöhnlich buschige Länge erreicht. So kann sich der Schneider gleich von seiner besten Seite zeigen und demonstrieren was er so alles drauf hat. Am Adamsapfel angesetzt und hochgesogen bis ans Kinn. Wouw, mühelos stutzte er den Rasen auf Länge Null!!!! Na, was der Bursche unter drei Millimeter versteht....schon ein bisschen Nahe an der Haut!
Mir blieb keine Wahl und setzte dem wilden Bartwuchs ein jähes Ende. Ratzfatz waren die Backen blank. Der Schnauz sollte aber doch noch geschönt werden und ich drehte das Rad auf fünf. Ach diesmal keine erkennbare Messerbewegung und so kam es dass auch der Schnäuzer bis auf die Hautebene reduziert wurde. Bei meinen Augenbrauen ging ich auf Nummer sicher und stellte auf maximale Länge...10mm. Was aus diesen gewünschten zehn Millimetern geworden wäre kannst du dir sicher denken.
"Die Bedienungsanleitung" kam mir in den Sinn. Für Laien ist die Handhabung meist in Bildchen von eins bis drei dargestellt. Ich kannte das ja von den Möbeln. Ups, da war sie auch schon sofort zu erkennen...die Lösung!!! Irgendwo beim Zubehör muss wohl ein Vorsatz schlafen, den es auf die Schneidmesser aufzusetzen galt. Ein leises Klicken und der Rechen saß fest und ließ sich wie von Geisterhand mittels Einstellrad mühelos verstellen.
Na, da freu ich mich auf die nächst Rasur in ca. zwei Wochen.....
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