Alle hier dargestellten Didgeridoo sind von mir von Hand gefertigt. Viele der Rohlinge sind in meinem Garten gewachsen, oder sind Geschenke von guten Freunden. Während sich ein Rohling zu einem Didge mausert, entsteht zwischen uns eine enge Beziehung. Mit jeder Stunde wächst die Spannung bis zum allerersten Soundcheck. Sie liegen auf der Werkbank, gerade noch waren es zwei Hälften, mit Schraubzwingen und Rohrschellen zusammengezogen. Ich drücke meinen Kopf mit dem linken Ohr auf die Werkbank, so dass ich mit dem Mund die rohe Stirnseite erreiche und blase den allerersten Ton. Dann ist die Freude riesig...ein neuer Liebling ist geboren! Jedes meiner Didgeridoo besticht durch seine Einzigartigkeit. Es sind gewachsene Stämme oder Äste, jede Form eine völlig andere. Die Stimmung des Grundtones ein Zufall. "Es isch halt äso worde"!

Die Mundstücke drechsle ich aus Buchenstäben. Sie werden über einen Bund mit dem Didge verleimt.

 

Die Thuja stand neben dem Haus. Sie war dabei das Dach zu überragen...eindeutig zu hoch! So hab ich sie gefällt. Als sie so dalag kam mir der Gedanke ein Didge daraus zu fertigen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, ob sich Thuja überhaupt eignet. Heute weiß ich....ein geiles Holz!

 

Die Robinie wurde mir von meinen Arbeitskollegen zum 60. Geburtstag geschenkt. Was für ein Geschenk, ich war total platt. Sie waren allerdings im Glauben dass es sich um eine Akazie handelt. Der Stamm war derart schwer, wir mussten zu zweit sein um ihn zu heben. Der Rohling setzte sich mit seinem unglaublich harten Holz ordentlich zur Wehr.

 

Mein Vater pflanzte zur Geburt meiner ersten Tochter im Garten eine Japanische Kirschblüte. Das war vor 32 Jahren. Mittlerweile ist der Baum derart mächtig, ein dicker Ast neigte sich über das angrenzende Carport und drohte irgendwann das Dach einzudrücken. Ich nahm dem wunderschönen Baum, schweren Herzens, den Ast ab. Noch bevor ich diesen zersägte, las ich in einem Bericht über die hervorragenden Klangqualitäten der Japanischen Kirschblüte. Der Ast spendierte mir drei Didgeridoo. Und wichtiger noch, der Baum hat die Attacke überlebt. Während der gesamten Bearbeitung der Didgeridoo roch es im Haus sehr stark nach Marzipan. Das liegt vermutlich an einem hohen Blausäuregehalt dieses Holzes.

 

Der "Pflümle" Rohling ist ein Geschenk des Kaminfegers. Während seiner Arbeit musste er durch meine Werkstatt und wunderte sich über mein Hobby. Wir sprachen darüber, dabei erwähnte ich, dass falls er mal irgendwo ein Obstbaum liegen sieht. Er könnte mich ja informieren. Das Holz von Obstbäumen eignet sich grundsätzlich zum Bau eines Didgeridoo. Ein paar Wochen später lud er mich auf sein Feld, er hätte mir was anzubieten. Da angekommen, sah ich nirgends ein Baum liegen. Nein, nein, meinte er, wir schneiden ab diesen beiden Bäumen jeweils einen Ast ab. Ich konnte es nicht fassen, doch er bestand darauf und wir fanden zwei wunderschöne Äste. Einen davon findest du in der Galerie.

 

Die Eiben, der Goldregen und die Stechpalme sind ebenfalls ein Geschenk meines Musikerfreundes Jörg. Als ein Dankeschön wird er sich aus diesen sechs Didge eines, sein Didgeridoo aussuchen.

Nachtrag: Er hatte mir, dieses mal, sieben Rohlinge mitgebracht. Es war mir eine große Freude ihm noch zwei Didgeridoo mit auf den Heimweg zu geben. Und auf mich wartet wieder eine Menge schöner Arbeit mit den neuen Rohlingen.

 

Zur wunderschön bemalten Esche hab ich eine ganz besonderen Beziehung.  Die Geschichte.....

Es war ein sehr schwerer Verkehrsunfall. Unzählige Knochenbrüche, Schädelhirntrauma, Gehirnblutungen. Als ich so etwa nach zwei Wochen wieder zu denken anfing, kam mir dieses Didgeridoo in den Sinn. Es war noch in der Bauphase und lag, mit Schraubzwingen gespannt, zu hause auf der Werkbank. In mir wuchs der Wunsch dieses Didgeridoo fertig zu machen. Keine Sekunde zweifelte ich daran dies so tun zu können. Nach sechs Wochen Krankenhäuser war ich wieder zu hause. Am dritten Tag stand ich bei meinem Didgeridoo und sprach mit ihm. Tränen standen in den Augen, verwässerten meinen Blick.

Dieses Didgeridoo kam mit mir zur Welt.... Jeder von uns hat sein zweites Leben begonnen.

 

Das Bergahorn- Didge, das zufällige Ähnlichkeit mit einem Alphorn hat, ist mein erstes selbstgebautes, Didge. Die Idee dazu kam mir während eines Urlaubs in Südfrankreich. Und wie man halt so einen Urlaub verbring, lag ich mit einer total entzündeten Wade im Bett unseres Mobilhomes. Irgend so ein Mistvieh hatte mich gestochen. Mit Antibiotika und Wadenwickel versuchten wir die Sache in den Griff zu bekommen. Kein Wein, kein Bier, kein Meer...nur rumhängen, Musik hören und lesen. Zum wiederholten Male zog ich mir "David Lindners >Das Geheimnis des Didgeridoo<" rein. Ein wirklich tolles Buch, sehr zu empfehlen. Er spricht auch ein wenig über den Didgeridoobau. Empfiehlt Bergahorn, gibt ein paar Tipps zu Mundstück und Wandstärke.

Ich spielte schon über zwei Jahre auf meinem "Anfängerdidge", das ich während eines Tagesworkshop gekauft hatte. Der Wunsch auch mal ein anderes Didgeridoo zu spielen wuchs täglich. Ich hatte allerdings noch keinen Plan, wie ich die Investition von 600 bis 900€ meiner Frau unterschieben könnte.

Das Buch, der Wunsch und die Selbstverständlichkeit, dass ich eh Alles selbst baue, waren vielleicht die Grundlage für eine Vision. Eines Nachts, so gegen 3 bis 4 Uhr, erschien mir im Halbschlaf ein Didgeridoo. Es hatte die Form eines Alphorns, der Sound war bassig und samtweich.

Beim Frühstück eröffnete ich meiner Frau mein Vorhaben. "Wenn wir zu hause sind, fahr ich zur Säge und kaufe mir einen 60mm dicken Block aus Bergahorn und baue mir ein Didgeridoo". Ihre Augenbrauen leicht hochgezogen, nahm sie es zur Kenntnis. Sie wusste, dass das kein Scherz war. Auf ihre Frage, "bist du sicher, dass du so etwas bauen kannst?"......na klar, logisch.

Das hört sich für dich sicher ein wenig "schräg" an!! Aber so war es.

Das Sägewerk hatte tatsächlich zwei 60mm dicke Bretter auf Lager. Mit Hilfe des CAD konstruierte ich die Außenform des Didge, nach Vorlage meiner Erinnerung an die Vision. Dann machte ich mich daran eine Schablone auszusägen, die ich zuvor auf eine 3mm Hartfaserplatte aufgezeichnet hatte. Die Schablone war formstabil genug, damit ich zwei gleiche Didge- Hälften auf die Holzblöcke übertragen konnte. Eine Hälfte wurde jedoch spiegelbildlich aufgebracht. Das sollte die Außenform werden. Die Luftsäule ergab sich nach Berücksichtigung der Wandstärke. Im Abstand von 200mm definierte ich einen Radius, den die Innenform, also die Luftsäule, erhalten soll. Um dies einhalten zu können, fertigte ich mir Radiusschablonen. Also, den technischen Teil hatte ich soweit im Griff. Mein Problem war, ich hatte keine Ahnung wie eine solche Luftsäule auszusehen hat. Ich verließ mich auf meine Intuition.

Dann machte ich mich daran, mit Hohlbeitel und Hammer die Luftsäule auszuarbeiten. Das Didge ist über 2 Meter lang und Bergahorn relativ hart. So war ich täglich mehrere Stunden am Stemmen und das ca. 2 Monate lang. Die Außenform sägte ich mit einem elektrischen Fuchsschwanz aus und versuchte etwas Sicherheitsabstand einzuhalten. Diese Sägerei war äußerst mühsam und sehr gefährlich. Du hast keine Kontrolle darüber, wo sich das Sägeblatt in der Tiefe des Holzes befindet. Der Sägeschnitt verlief alles andere als gerade. Und so geschah es, dass ich an ein paar Stellen zu nahe an die Luftsäule sägte. Dann war es soweit, die beiden Hälften konnten zusammen gesetzt werden. Das Didgeridoo war jetzt ein rechteckiger Klotz. Mit Handhobel und Bandschleifer wurde die runde Außenform gearbeitet. Auch hier benutzte ich Schablonen zur Kontrolle des jeweiligen Radius. Ups, an einer Stelle war ich so dicht an der Innenform, dass das Licht durchschien. Egal, das Didge war noch dicht. Musste nur aufpassen, dass ich kein Loch eindrückte. Jetzt noch das Mundstück, fertig.

Die Außenseite des Didge wurde mit Klarlack versiegelt. Die Luftsäule bekam ein Schutz mit Olivenöl. Übrigens, Speiseöl hat sich nicht als "ideal" herausgestellt. Heute verwende ich für die Luftsäule wie für die Außenseite ein Härteöl das ich zweimal auftrage und nicht ganz billig ist. Die Oberfläche wird wasserabweisend und bleibt atmungsaktiv. Zusätzlich sorgt das Öl für eine harte Oberfläche. Der Sound wird knackiger.

 

So, und jetzt noch eine Randbemerkung:

Das Didge stimmt in "Cis", wie gesagt, völlig zufällig! Mittlerweile weiß ich, dass die meisten traditionellen Yidaki der Aborigine in dieser Frequenz schwingen. Das unglaublich Bemerkenswerte dabei ist, dass würde man die Schwingung der Erde derart verstärken, dass sie hörbar wird, hören wir ein "Cis"!!!! Zufall???? Ich glaub nicht an Zufälle.