Die erste Überlegung beim Bau eines Didge gehört dem Material. Holz, GFK, Hanf, Metall oder gar Keramik? Wir entscheiden uns für Holz. Ein starker Ast oder ein kleines Stämmchen. Sind die Bäumchen an einer Schräge gewachsen, sollte man so weit am Boden sägen, dass Krümmung als Bell genutzt werden kann. Achte auf genügend Aufmaß, wie lang dein Didge werden soll, entscheiden wir erst später. So, jetzt brauchts ein wenig Geduld. Das Holz wird zur Trocknung gelagert, mindestens 2 Jahre. Damit die Feuchtigkeit schön gleichmäßig aus dem Holz entweicht, werden offene Schnittflächen mit Baumwachs verschlossen. Details über die Trocknung findest du ausreichend im Netz.

Dein Rohling ist jetzt trocken und glücklicherweise ohne Risse. Jetzt kann dein Didge auf die gewünschte Länge gesägt werden.

So, und jetzt kannst du zwei Wege gehen. Du kannst die Rinde als letzten Arbeitsschritt entfernen, oder wir schälen den Rohling jetzt gleich. Ich empfehle die letztere Variante. Sie ist sicherer, da du beim Ausfräsen der Luftsäule die entgültige Wandstärke ertasten kannst. Ist die Rinde noch dran, besteht die Gefahr, dass du zu nahe an die Außenwand arbeitest und dann beim Abschälen der Rinde ein Loch entsteht. Ist mir passiert!

Also, wir entfernen zunächst die komplette Rinde und schneiden die abstehenden Äste kurz. Das Schleifen der Oberfläche soll die letzte formgebende Aktion sein.

Nächster Schritt: Wir zeichnen die Linie für den Längsschnitt auf. Vorher entscheiden wir uns für eine horizontale oder eine vertikale Trennstelle. Was "oben" und "unten" ist, entscheidet die Form des Rohlings bzw. sein Schwerpunkt. Jetzt sägt man den Rohling in zwei gleichdicke Hälften, immer schön auf der Mitte bleiben. Idealerweise hat man hierbei einen Helfer. Ist man der Länge nach über der Hälfte angelangt, wird der Bengel hinter der Säge schwerer. Es ist nicht möglich den Schnitt fertig zu sägen, ohne umzugreifen. Beim Umgreifen auf die Rückseite der Säge besteht die Gefahr dass sich das Sägeblatt freischneidet, d.h. der Sägeschnitt ist an einer Stelle breiter. Hier entsteht beim späteren Zusammensetzen ein Loch.

Ist das Stämmle erfolgreich getrennt, setzt man es gleich wieder zusammen. Dazu verwendest du ein paar Rohrschellen. In dieser Fase werden wir die Bohrung für das Mundstück bohren. Also schön darauf achten, dass kein Versatz besteht. Mit einem 30-er Flachbohrer bohren wir ca 70mm bis 100mm tief. Logisch dass die Bohrung mittig und achsparallel sein sollte.

Die Hälften wieder auseinander genommen, kannst du jetzt die Form der Luftsäule aufzeichnen. Über die Form, Wandstärken und Oberfläche der Luftsäule musst du dich an anderer Stelle schlau machen. Du wirst nicht drum rum kommen, verschiedene Ideen auszuprobieren. Die Luftsäule, das Material und die Länge des Rohlings sind die Einflussfaktoren für den Grundton (die Stimmung), den Sound, die Spielbarkeit, die Obertöne und die Overblows. Der stärkste Parameter ist die Länge, gefolgt von der Härte des Materials und der Wandstärke. Die Form der Luftsäule, konisch oder zylindrisch, macht sich bei der Lautstärke und dem Sound bemerkbar.

Beim Herstellen der Innenform ist ein "Woodcarver" sehr praktisch. Das ist eine Frässcheibe die in den Winkelschleifer passt. Klar dass hier Schutzbrille und Lederhandschuhe zum Einsatz kommen. Den Umgang mit diesem Fräser solltest du ausgiebig üben. Hohe Konzentration und vorsichtiger Umgang sind geboten, bloß kein Übermut aufkommen lassen. Leg Pausen ein, gib dem Winkelschleifer die Chance einer Abkühlung.

Zur Feinarbeit nach dem Fräsen nimmst du ein Hohlbeitel. Das ist ein Stemmeisen mit gerundeter Schneide. Damit lassen sich Übergänge und Stege nacharbeiten. Im Bereich der Bell ist der Durchmesser des Fräsers eventuell zu klein. Der Winkelschleifer steht am Holz an. Hier ist dann ebenfalls Handarbeit von Nöten.

Ob du die Oberfläche noch schleifst oder nicht ist Phylosophie. Beachte, eine geschliffene Oberfläche ist nicht glatt. Sie hat eventuell einen samtigeren Ton zur Folge. Mit dem Hohlbeitel erzeugt man glattere Oberflächen, ähnlich wie beim Hobeln. Also, unterscheide zwischen glatt und Ebenheit. Wenn du schleifst kann später das Öl besser in die offene Oberfläche eindringen.

Sodele, do häsch scho einiges g'schafft.

Beim ausarbeiten der Luftsäule, wird dem Holz sein "Herz" genommen, dadurch verzieht es sich ein wenig. Die Jahresringe haben das Bestreben sich zu glätten. Dir will ich sagen, dass die späteren Klebeflächen nicht mehr eben zueinander stehen. Der Bereich direkt neben der Luftsäule ist höher als der Außenbereich. Mit einer Feile kannst du diese Unebenheit ausgleichen. Tust du das nicht, wäre ein hässlicher Spalt die Folge. Er lässt sich nicht mit tausend Rohrschellen zusammen ziehen.

Bevor du den Kleber auftragen kannst, werden die Flächen staubfrei gereinigt. Jetzt kannst du den Kleber aufbringen, und zwar beidseitig. Mit einem Pinsel lässt sich der Kleber in das Holz einmassieren. Das verbessert die Klebeverbindung erheblich. Danach so schnell wie möglich die Halbschalen zusammen fügen, fixieren und spannen. Selbstredend, dass du dir die entsprechenden Rohrschellen bereit gelegt hast. Mit einem Akkuschrauber lassen sie sich zügig zusammendrehen. Achte darauf, dass die beiden Hälften an den Stirnseiten absolut bündig sind. Dann ist gewährleistet, dass die Rillen des Sägeschnittes wie Zahnräder ineinander passen. Mit Schraubzwingen lässt sich der Anpressdruck noch erhöhen. Aber Vorsicht, Schraubzwingen drücken nur in der Mitte. Mit Prismaeinsätzen kannst du das verhindern. Die sind allerdings nicht ganz billig.

So, jetzt hast du mindestens einen Tag Pause. Dann können die Schraubzwingen und Rohrschellen abgenommen werden.

Der große Moment: Ein erster Soundcheck! Obwohl das Mundstück noch roh ist und die Luftsäule ist noch nicht geölt, wird doch deutlich wie das Didge später klingen wird. Wow, welch tragender Moment!!

Das Glätten der Trennstelle und das Schleifen der Oberfläche sind die letzten Arbeiten bevor du das Mundstück in Form bringst. Auch die Bell wirst du noch nachschleifen. Kleberrest und Versatz wird verschliffen. Wie weit du dabei in das Instrument hinein kommst, hängt von den Werkzeugen ab, die dir zur Verfügung stehen.

Beim Nachbearbeiten der Innenseiten der Bell gibst du dir richtig viel Mühe. Jeder der dein Didge einmal bestaunen wird, schaut als erstes in die Bell, wenn du verstehst was ich meine.

Das Mundstück benötigt ebenfalls deine volle Aufmerksamkeit. Wie schleifen wir das aus?

Man nehme einen kleinen Rundstab, aus Holz oder Metall. Den Durchmesser so wählen, dass der Stab in die Bohrmaschine passt. Von einer Stirnseite her, sägst du mit einer Metallbügelsäge ca. 30mm tief ein. In den entstandenen Schlitz steckst du ein Stück Schliefpapier und wickelst es um den Stab. Damit lässt sich das Mundstück prima nachschleifen. Kleberreste werden entfernt und Übergänge geglättet.

Mit Schleifhülsen die auf einen Gummidorn gesteckt werden, kannst du die Rundungen für die Lippen an das Mundstück anschliefen.

 

Ist dein Didge soweit vortgeschritten, bleibt nach die Bemalung bzw. Lackierung der Außenseite.

Bis jetzt sind meine Didge farblos Lackiert. Dabei wird die Mundstück- Innenseite soweit hinein als möglich lackiert, mindestens zwei mal. Das gleiche gilt für die Bell und für die Außenhaut.

Nach ausreichender Trocknung muss noch die Luftsäule gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Dazu wir Speiseöl in das Didge (Bell) gegossen. Hast du das Mundstück vorher dicht verschlossen, wird das Didge quasi mit Öl gefüllt. Das hat gleich zwei Vorteile. Je länger du das Öl drin stehen lässt, umso tiefer dringt das Öl in das Holz. Weiterhin werden Leckstellen deutlich sichtbar. Nach dem Abschütten des Öls, lässt du das Didge noch gut ein Tag lang abtropfen. Das Ölen verleiht dem Didge seinen endgültigen Sound.

Jetzt wird das Instrument ausgiebig bespielt. Durch die Vibrationen werden Spannungen im Holz abgebaut. Temperatur und Feuchtigkeit deines Atems verbessern den Sound nochmals.

Du wirst es erleben, je länger du dein Didge in Gebrauch hast, desto besser wird es! Selbstverständlich passen sich deine Lippen auch an das neue Mundstück an.

 

So, dann wünsch ich dir viel, viel Spaß mit deinem Eigenbau. Es ist ein ganz besonderes Gefühl auf dem eigenen Didgeridoo zu spielen.