Spielen, ohne Atempause - mit der "Zirkulieratmung".

Bist du soweit, dass du den Grundton halten kannst, dann trau dich an die erwähnte Atemtechnik. Die "Zirkulieratmung" ermöglicht ein Spiel ohne lässtige Atempausen. Das funktioniert ähnlich wie das Dudelsackspielen. Hier wird die Luft in den Sack geblasen, die dann Mittels Arm in die Flöte gepresst wird. Der Schotte muss nur darauf achten, dass ihm die Luft im Sack nicht ausgeht.

Unser Sack ist nicht ganz so üppig. Die Luft in Mund und Rachen muss ausreichen, damit der Ton beim Einatmen/ Abatmen nicht abreißt. Das erscheint einem anfangs eher unwahrscheinlich. Doch es funktioniert bei jedem, der genügend Übungsfleiß aufbringt. Also, während du die vorhandene Luft aus deinen Backen drückst, wird über die Nase kurz eingeatmet. Rieche deinen Atem. Durch Anheben der Zunge wird die Luft aus dem hinteren Teil des Mundraums nach vorne gedrückt. Backen und Zunge können gemeinsam oder einzeln arbeiten, je nach gewünschtem Toneffekt.

Eine andere Möglichkeit die Atemtechnik zu üben ist, du nimmst ein Glas Wasser und einen Strohhalm. Versuche während des Einatmens durch die Nase das Blubbern im Glas nicht zu unterbrechen.

Mein Didgelehrer war der Meinung man muss beides parallel erlernen. Also den Grundton spielen und die Zirkulieratmung. Es dauerte etwa 4 Wochen (täglich 30 bis 40 Minuten) bis ich einen Ton über mehrere Atemzüge durchspielen konnte. Über dieses "Stehvermögen" bin ich heute noch stolz. Aber es hatte auch zur Folge, positiver Nebeneffekt, dass ich nach diesen 4 Wochen die erste "schnarchfreie" Nacht hinter mich brachte. Ob der ungewohnten Ruhe im Schlafzimmer erschrak meine Frau mehrmals in der Nacht. Besorgt lauschte sie meinem Atem und schlief dann beruhigt wieder ein.

Der "Antischnarcheffekt" erklärt sich so. Bei uns im Rachen hängen einige "Muskellappen" herum, die nicht gebraucht werden. Also erschlaffen diese Muskeln und hängen äußerst passiv im Luftkanal. Werden sie beim Einatmen in Schwingung gebracht, wird das unserem Partner durch das Schnarchen bewust. Die Zirkulieratmung sorgt dafür, dass genau diese Muskellappen trainiert werden, die Muskeln erstarken und hängen nicht mehr so lasch im Luftkanal. Bei mir funktionierts so gut, dass ich gefühlte 90% weniger schnarche. Alkohol und Erkältungen tragen zu den restlichen 10% bei.

Weitere wichtige Bestandteile der Atemtechnik beim Didgen ist die Lungendehnung/ Pressung mittels Zwerchfell und Bauchdecke. Üblicher weise wird die Lunge beim Atmen durch das Anheben und Absenken des Brustkorbs erreicht. Diese Art zu atmen eignet sich nur für ein langsames, getragenes Spiel, bei dem genügend Zeit für das Einatmen bleibt. Schnelles Spiel, punktierte Rhythmen verlangen jedoch sehr kurze Atemfasen. Das kann der Brustkorb nicht mehr leisten. Das Zwerchfell, das direkt unter der Lunge sitzt ist sehr viel effektiver. Unterstützung bekommt es noch durch das "Sixpack" der Bauchdecke. Durch einziehen des Bauches drückt dieser über das Zwerchfell auf die Lunge (ausatmen). Die Bauchdecke herausfallen lassen, zieht an Zwerchfell und Lunge. Luft wird in die Lunge eingesaugt. Weil hierbei das Atmen nicht vom Brustkorb ausgelöst wird, wird dieser Atemvorgang als "passive" Atmung bezeichnet. Bauchdecke und Zwerchfell eignen sich auch hervorragend für schnelles und punktiertes spielen.

So, jetzt ist immer vom "schnellen" Spiel die Rede, also kurzes, reflexartiges Einatmen. Hierbei geschieht es, dass kein ausreichender Luftaustausch stattfindet. Es wird lediglich die Luft im oberen Teil der Atmungskette ausgetauscht. Das würde unweigerlich zum "Tod durch Ersticken" führen. Also muss der Spieler in der Lage sein die verbrauchte Luft, und zwar alle, auch "Abzuatmen". Das Prinzip funktioniert gleich wie beim Einatmen, nur halt anders herum. Auch das muss intensiv geübt werden. Da kommt man als Didger schon mal durcheinander.

Ein wichtiger Grundsatz beim Spielen bzw. Atmen lautet: Egal wie langsam oder schnell gespielt wird, ein Didger muss ständig auf das Gleichgewicht seines Lufthaushalts achten. Das bedeutet, egal zu welchem Zeitpunkt er sein Instrument absetzt, ist seine Atmung ausgeglichen. Er ist nicht außer Atmen wie ein 100 Meter Läufer nach einem Sprint. (Aber natürlich ist ein Didger auch außer Atem, denn wirklich kraftvolles, schnelles Spiel ist Sport!)

Ein weiteres Indiz für eine richtige Atmung ist, dass bei Einatmen durch die Nase kein "Pfeifgeräusch" zu hören sein soll. Dieses Pfeifen zeigt an, dass der Spieler viel zu lange spielt ohne Luft zu holen (oder er hat Schnupfen (Achtung bei Männern kann Schnupfen lebensgefährlich sein, wenn du das nicht glaubst, frag eine Frau.)).