Eine seltsam, schöne Geschichte
„Es war einmal“, so beginnen für gewöhnlich Märchen. Und märchenhaft ist sie auch, diese, meine Geschichte. Und wieder einmal mehr nimmt das Didgeridoo einen zentralen Platz darin ein.
einen Klick auf das Logo, das Colors kommt zu dir....
Es war der Tag an dem in meiner Werkstatt, dem Naturklang-Keller, ein Aufbaukurs seinen Anfang nahm. Das Ziel eines Aufbaukurses ist es den Schüler an die Spielweise des Didgeridoo soweit heran zu führen, dass er danach einfache Techniken spielen und die Zirkulieratmung richtig einsetzen kann. Dazu treffen wir uns sechs Wochen lang einmal die Woche für 90 Minuten. Außergewöhnlich waren diesmal zwei Anmeldungen von sehr weit her. Einer wollte von Zürich anreisen, der zweite von Lottstetten, das liegt bei Erzingen. Also beide nicht gerade um die Ecke. Es hat sich später heraus gestellt, dass sie eigentlich nach Waldshut zur VHS wollten, dort jedoch mangels Interesse der Kurs ausfiel. Über meine Homepage fanden sie dann zu mir, und das war gut so J
Einer der beiden war Rob. Ein durchaus auffälliger Typ mit unglaublich langen Rasta Locken unter seiner Strickmütze. Da er alle seine Haare unter die Mütze gestopft hatte, stand diese vom Kopf schräg nach hinten- oben wie Nofretetes Hut. Beide Jungs waren sehr aufgeschlossen und fröhlicher Natur. Wir verstanden uns auf Anhieb. Rob besaß bereits ein Didge und konnte auch erstaunlich virtuos spielen. Lediglich mit der Atemtechnik stand er auf Kriegsfuß. Das sollte ich ändern und ihm die richtige „Schnuuuferei“ beibringen. Die Bezeichnung „Schnuuuferei“ stammt nicht von mir. Da hatte ich mal ein Schüler der bekam den Kurs von einer Freundin geschenkt. Die Freundin und ich waren gut bekannt und so wurde ich von ihr behutsam auf diesen Büffel vorbereitet. Und gleich während der Vorstellungsrunde ließ er die Katze aus dem Sack. „Also nicht dass du meinsch ich wär an dem Bengel interessiert!! Ich will nur da Schnuuufe lernä damit ich vo därä Maske `zNacht äwäg chum. Da isch ä seich Schlooferei“!!! Ja und so kam es, dass der Kollege mit dieser Atemtechnik überfordert war, und vermutlich heute noch die Nächte mit Maske verbringt, oder ein Herzinfarkt hat ihn mittlerweile dahingerafft. Wäre die Zirkulieratmung so easy zu erlernen, die Welt würde überquellen von Didgeridoo- Spielern. Aber hier scheiden sich die motivierten Talente von den faulen Träumern.
Ach ja, ich werde die Beiden „der Andere und Rob“ nennen. Beide Namen sind frei erfundenJ der Andere und Rob zeigten sich sehr motiviert und gelehrig und so war Rob schon bald ordentlich am „Rundumschnaufen“. Der Andere war kurz darauf auch schon soweit, wie gesagt „willig und talentiert“.
Die Wochen flossen in das Jahr, der Kurs kam seinem Ende näher. Eines Abends wurde Rob etwas förmlicher und fing an mir etwas zu erklären. Er wäre seit langem Mitglied in einem Verein der sich TooManyWords nennt. Dieser Verein macht es sich zur Aufgabe sich um Umweltthemen zu kümmern, und veranstaltet ein Waldfest, das „Colors“ am 25.August 2018. Die Club- Members sind von meiner Warte aus junge Leute, von zwanzig ab aufwärts. Ein paar Ältere konnte ich auch entdecken, vermutlich waren es die Eltern eines Mitglieds. Als solch ein Elternteil wäre ich auch gut durchgegangen. „Colors“, das würden viele Buden und Zelte mit Futter, Bastelsachen, Workshops und einer Konzertbühne für mich… Open Air werden. „Du Bernhard, hättest du Lust mit deinem Didgeridoo auf dieser Bühne zu spielen“? „Tja Rob, das ist die falsche Frage! Ob ich Zeit hab ist der Nadel ihr Öhr, weil Lust auf einer Bühne zu spielen habe ich immer“! Ich werde es einrichten Zeit zu haben! Und ich hatte Zeit. Wir sprachen immer wieder über Colors, dem Waldfest, und sobald das Programm für die Bühne feststeht werde ich erfahren welche Musiker nach mir auftreten. Vor mir wird keiner sein, da ich das Fest eröffnen werde.
Dann war die Zeit als ich mich zur Reha in einer Klinik aufhielt. Es flatterte eine SMS von Mav auf mein Handy mit der Frage nach meinem Namen, wie wäre mein Wunsch auf dem Plakat zu erscheinen. Meine Antwort, „Naturklang- Keller“ ist völlig Ok! Bald darauf erfuhr ich, dass „Jan“ mich auf der Bühne erlösen, ääähm ablösen wird.
Als ich meinen Kindern einen Vorabentwurf des Plakats stolz präsentierte, machten sie mich vorsichtig darauf aufmerksam dass alle Acts die gesetzt sind, DJs aus der Goa- Szene sind. „Was’n däs“? „Goa- Szene“? Ja die wären immer gut drauf, deren Events werden regelmäßig von der Polizei besucht und aufgelöst. „Drogen“ ist das Zauberwort. Hoppla, mit Drogen hab ich nichts am Hut. Das sind doch alles super Leute. Ich beschloss dieses Thema für mich auszuklammern, nicht existent!
Ok- logisch hatte ich schon „Drogen“ konsumiert! Kaffee und Schokolade, denn alles was süchtig macht läuft unter „Drogen“. Obwohl der Verzehr der o.g. Stoffe schon an ein zünftiges Suchtverhalten erinnert, bin ich wohl nicht wirklich „Suchtgefährdet“. Mein 15 Monate Besuch bei der Bundeswehr, Ende der 70-er, hätte ich gut und gerne als Alkoholiker beenden können, so wie wir damals gesoffen hatten.
Viele Jahre später dann im Alter von 57 erwischte es mich bei einem Verkehrsunfall lebensgefährlich. Während der zwei Wochen Intensivstation wurde ich mit Morphium vollgepumpt, nur damit ich gegen meine Schmerzen den Brustkorb zum Atmen betätigen konnte. Auch die Zeit danach bekam ich immer „lecker Pillchen“. So waren die Schmerzen erträglich, doch ich war den ganzen Tag über immer ein wenig „sehr müde“. Als ich dann wieder zu Hause war, musste ich die „blauen Scheißerchen“ noch weiter zu mir nehmen. Aus Sorge dass ich irgendwann einmal von den Dingern nicht mehr weg kommen würde, hab ich sie dann kurzerhand eigenmächtig abgesetzt was mein Körper mit Hilfe höllischer Schmerzen, als zu früh signalisierte. Zwei Wochen später startete ich einen erneuten Versuch, diesmal waren die Schmerzen auf einem erträglichen Maß und ich hatte meinen Körper wieder. Damals hatte ich eine volle Packung der Pillen meinem Hausarzt übergeben. Soweit meine Ausflüge ins Reich der Drogen.
Zurück zu unserem Waldfest „Colors“ und den „Goa’s“.
Bestimmt wieder so ein Vorurteil weil „vielleicht irgendwo, irgendwann einmal hier und da Stoff gefunden wurde“, damit hab ich nichts am Hut, basta! Ich bekräftigte meinen Wunsch mich mit Jan abzusprechen, damit wir beide einen „sanften Übergang“ auf die Bühne zaubern würden täten tun können. Ok, meinte Mav und verabredete mit Jan einen Date an dem wir uns treffen konnten. Ich sollte aber bedenken, Jan wohnt im Engadin, Kanton Graubünden. Es wird wohl eine Tagesreise daraus werden…egal!
Samstagmorgen, unser Treffpunkt Lidl Parkplatz in Laufenburg. Ich war zeitig da und Mav war ebenso pünktlich. Er hatte noch Pat mit dabei. Pat war zuständig für die graphische Ausarbeitung der Werbekampagne, sozusagen der „PR- Manager“. Meine zwei Didge mit ein wenig Percussion waren zügig umgeladen und ich nahm auf dem Rücksitz der nicht mehr ganz jungen Carre Platz. Mav, Pat und ich machten uns auf die ca. 250 km lange Fahrt , ab in den Süden, quer durch die Schweiz. Im Kofferraum rollte noch Mav‘ Djembè bei jeder Kurve hin und her. Nach langer Reise, irgendwann gingen uns die Themen aus, die Ortsdurchfahrten wurden seltener, die Orte selbst wurden immer kleiner und wir gewannen stetig an Höhe. Kaum zu glauben dass hier oben, in dieser Höhe noch Häuser kommen sollen. Und dann war da sogar noch einen Parkplatz direkt am Ortseingang. Wir stellten unser Auto ab, Platz war genug, und wir bewegten uns, beladen mit unseren Instrumenten einen schmalen Trampelpfad in Richtung Horizont. Der Weg schien hier zu enden….falsch gedacht, er mündet in einen nur minimal größeren Weg der von Rechts vom Dorf her führte. Auf der linken Seite, in unserer Richtung, fanden wir nach 100 m einen Rast- und Grillplatz der wie in ein Amphitheater eingekesselt dalag. Eine Kesselseite war offen und bot uns ein atemberaubendes Bergpanorama. Davor fiel das Gelände in ein weiß ich wie viele Kilometer tiefes Tal durch das sich ein weiß ich wie großer Fluss schlängelte. Das alles waren Dimensionen die ich aus dem Schwarzwald nicht kannte. Nicht eine Wolke unterbrach das Blau des Himmels. Und dann taucht wie aus dem Nichts eine etwa 1,9 m große, dürre, unrasierte, langhaarige, breit grinsende Gestalt auf…..kein Zweifel „Jan“! Mav und Pat hatten ihn sofort erkannt. Kunststück, dachte ich bei mir! So eine Erscheinung gibt’s nur einmal!
Jan trug eine selbstgebastelte Ngoni locker in seiner Linken. Zusammen mit Mavs Djembè und meinem Didge wollten wir ein wenig für Unterhaltung sorgen. Es ergab sich, dass wir die meiste Zeit über sogar Publikum zu Besuch hatten. Wandergruppen die hier ihre wohlverdiente Rast machten. Die Wandersleut lagen dann bequem auf des Trichters Schräge im Gras und konnten sogar noch ein wenig Schatten genießen. Ein Wäldchen oben auf dem Trichterrand spendete großzügig seinen Schatten tief in den Trichter. Wir vier machten uns auf der rustikalen Sitzgarnitur breit und trugen unseren Part zur Unterhaltung bei. Hin und wieder bekamen wir sogar Getränke gereicht die wir dankbar in unsere ausgetrockneten Hälse kippten.
War das ein verrückter Tag! Alles entstand spontan, die Menschen um uns herum waren überschwenglich freundlich. Wir musizierten, es flogen Sprüche über den Platz, wir lachten und hatten einen heidenspaß.
Eine Pause, in der wir eine kurze Zeit alleine waren, nutzten wir und kundschafteten die Gegend aus. Über unserem Platz stand dieses kleine Wäldchen, des Trichters Schattenwald. Ein steiler, unebener steiniger Weg führte hinauf zum höchsten Punkt der Gegend. Mit Jan hatten wir einen ortskundigen Pfadfinder. Meine Füße waren lediglich mit Sandalen ausgerüstet, Jan hatte eine beachtliche Schrittlänge die ich kaum hüpfend überbrücken in der Lage war. Alles ging gut, wir erreichten nach viel hüpfen und balancieren die Anhöhe, genossen die Aussicht die hinter den Bäumen bestimmt klasse war, und verließen den Insider- Tipp talwärts nach hinten wieder. So waren wir einmal über den Berg drüber marschiert, und durften am Fuße des Hügels wieder den Rückweg antreten. Das Wäldchen mittlerweile hinter uns gelassen, standen wir mitten auf den Weiden der ansässigen Alpenkühe die genüsslich das saftige Gras mit ihren Zungen umschlungen und abrissen. Andere wiederum lagen wiederkäuend in der Sonne. Zu hüpfen hatten wir auch hier, jedoch nur um den vielen Tretminen, das sind leckere Kuhfladen, auszuweichen. Die Wiesen sind komplett vermint, darunter wurde es zunehmend sumpfig. Es war dann erholsam als wir wieder festen Weg unter den Füßen spürten. Weiter unten war unser Parkplatz zu erkennen, dann kann der Grillplatz auch nicht mehr weit sein. Und so war es….Jan, unser Bergführer brachte uns treffsicher wieder zu unseren Instrumenten. Die Zeit, sie verging viel zu schnell, wie immer wenn es so richtig schön ist. Jan wollte uns noch seine Bude zeigen, irgendwo im Dorf. Da könnten wir seine Musik zu uns nehmen, und den Fokus auf unseren eigentlichen Grund unserer Reise richten, den sanften Übergang auf der Konzertbühne. Ein etwa 20 minütiger Spaziergang, und wir hatten seine „Fliegenburg“ erreicht. Unglaublich, kaum vorstellbar wie viele Fliegen in so eine kleine Wohnung passen! Auf dem Rand der Kaffeetassen in denen Jan uns das schwarze Getränk reichte stritten sich die Biester um den besten Platz. An die ständige Belagerung durch Fliegen gewöhnte man sich irgendwann, oder auch nicht! Auch an den auffliegenden Schwarm wenn du dich zu einem Schluck Kaffee durchgerungen hast. Und nachdem du die Fliegen aufgescheucht hast die sich auf dem Stückchen Kuchen ausruhten das dir Jan freundlich hinstreckte gab sich die Mahlzeit zu erkennen…es war Streuselkuchen aus dem Supermarkt. Dass es doch noch ein angenehmer Kaffeeklatsch wurde lag daran dass Jans Musik, sie entsprach zwar nicht meinem Stil, da sie voll elektronisch ist. Dazwischen war jedoch immer wieder eine menschliche Stimme zu hören, tatsächlich Gesang. Das war Jans Stimme und es war unerwartet gut. Anscheinend ist er in der Szene eine bekannte Größe….aber das weiß ich doch nicht! Nach einigem Hin und Her fanden wir einen Song der sich mit einem Didge kombinieren ließ. Ein kurzer Soundcheck vor Ort….ja das wird klappen!!! Selbst den Fliegen schien es zu gefallen.
Apropos, hab ich schon erwähnt dass wir von Jans Fenster aus direkt auf das offenstehende Schiebetor eines riesigen Stalls blickten. Luftlinie ca. drei Meter!!
Der sehr intensive Stallduft vermochte das Stückchen Kuchen nicht von deiner Nase zu verdrängen. Auch der Kaffeeduft war mit dieser Aufgabe heillos überfordert.
Alles in Allem ein rundum schöner Nachmittag. Ländlicher Genuss von der Sonne verwöhnt.
Dann wurde es Zeit, wir hatten noch einen langen Rückweg vor uns. Um den Parkplatz zu erreichen mussten wir quer durchs Dorf von einem Ende zum gegenüberliegenden Ende, welches eigentlich der Anfang war gelangen. Wir packten unsere Instrumente, wo sich Pat als sehr hilfreich zeigte, und latschten müde und zufrieden die Dorfstraße in Richtung Auto hinunter. Der Ort war wie ausgestorben, keine Menschenseele zu sehen oder zu hören. Unsere Gedanken waren bereits beim Parkplatz, als wir einer Hecke entlang giengen auf deren Rückseite eine Wiese mit Obstbäumen zu erkennen war. Und einer der Bäume war ein ganz großer, mit viel Platz und Schatten unter seinen Ästen. Er stand, wie es halt „Chefsache“ ist, mitten auf dem Gelände. Der Schatten war üppig genutzt, von bestimmt zwanzig Menschen belagert, die offensichtlich gut gelaunt ein Fest feierten. Wir grüßten uns gegenseitig über die Hecke hinweg, und als sie einen Teil eines meiner Didge erkannten, begannen die Zurufe. Wir waren fremd und so wollten sie wissen….wer wir waren, wohin wir unterwegs waren, was wir bei uns trugen. Sie gestikulierten wild mit den Armen und baten uns zu sich in den Garten und natürlich um eine kleine Kostprobe. Mav sah mich fragend an, wir waren müde und so gut wie auf dem Heimweg. „Logisch kommen wir, es bleibt zwar nicht viel Zeit aber Musik machen funktioniert immer“. Die Klänge des Didge und die Rhythmen der Djembè trafen auf ein aufmerksames und begeistertes Publikum. Immer wieder mussten wir verlängern. Da wir eine Einladung schweren Herzens ausschlugen, stopften sie zum Abschied unsere Taschen noch mit Dosenbier voll, belegte Brote inklusive. War das wieder ein Spaß. Die Spontanität, die Improvisation potenzierte den Spaß gewaltig.
Das Auto eilig beladen, startete Mav den Motor seiner Luxuslimousine, erleichtert und zufrieden konnte die Heimreise beginnen. Bis wir Laufenburg erreichten war die Nacht schon sehr nahe. Ich stieg in mein Auto und beim Verabschieden war jeder von uns überglücklich neue Freunde gefunden zu haben.
So, nun machen wir einen kleinen Zeitsprung. Während die Geschichte ihren Anfang im Sommer hatte, befinden wir uns jetzt im ersten Wochenende des Monats August. Und wer sich in der Didger- Szene auskennt, der weiß, das sind die Tage des „Australien Wochenendes“ in Eisenbach. Hier werden Freitag bis Sonntag Kurse rund um die Naturklänge angeboten, die von einem Teil der weltbesten Didger, Trommler oder sonstigen Spezialisten als Dozenten begleitet werden.
Eine Weile schon beschäftigt mich der Umstand dass ich auf der Open- Air Bühne alleine auftreten sollte. Ein Didge als Solist ist schon mal schön, auf die Dauer jedoch auch eintönig. Die Lösung des Problems….ein Trommler muss her!!!
Hier in Eisenbach würde ich Jörg treffen, er kommt eigentlich jedes Jahr….nur diesmal nicht!!!!! Blöd!!!!!
Ok, ich beschloss ihm von zu Hause aus eine E- Mail zu schreiben, meine Not zu erklären und ihn mit auf die Bühne zu bitten.
Das „Metronom“, sein zweiter Vorname gehörte bereits zum achtköpfigen Team als wir die Hasler Tropfsteinhöhle rockten. So war ich sicher, wenn er Zeit hat….da sind Jörg und ich ähnlich gelagert! …. er hatte Zeit, und das war gut so.
Zu meiner Überraschung war Jörg dann aber doch der Meinung, wir sollten uns vorher mal treffen um uns abzusprechen und zu proben. Gut, wir einigten uns auf den Donnerstag vor dem Konzert. Jörg will zu mir kommen, das war mir recht. Er wohnt mit seiner Familie bei Luzern, am Vierwaldstätter See, also ein gutes Stück zu fahren.
Die Woche der Entscheidung brach an. Da kam mir Andy in den Sinn. Andy war mal einer meiner Didge Schüler und außerdem spielt perfekt die Mundharmonika, „Bluesharp“. Wenn Andy auch noch dazu käme, mit seiner Harp gäben ein super Trio ab. Also hab ich ihn auf den Donnerstag eingeladen und ihn entsprechend instruiert.
Zur vereinbarten Uhrzeit waren alle pünktlich beisammen. Allerdings mit einer Besonderheit. Andy hatte nicht seine Bluesharp bei sich, stattdessen schleppte er einen schweren Gitarrenkoffer und den dazu gehörenden Monsterverstärker übern Platz. Gott sei dank wohnt er nur ein paar Häuser weiter. So ein Verstärker ist höllenschwer.
„Ähhhmm, ich wusste gar nicht, dass du auch Gitarre spielst“! Tat ich meiner Verwunderung kund. Da ich bereits das Zusammenspiel von Didge und Gitarre geübt war….keine Frage, dann halt Gitarre!!!
Ok, die neue Situation war schnell begriffen und wir bezogen meine Werkstatt. Auch ich zog es vor mich elektronisch zu verstärken. Sonst mach ich gegen die Gitarre keinen Stich.
Die Überlegung was wir nun Spielen könnten dauerte fünf Sekunden. Ich zu Andy, „kannst du auf der Gitarre auch Blues“? „Klar“! Ok , dann lass mal hören, ich komm dann mit dem Didge dazu und für Jörg war es ohnehin keine Frage. Die Gitarre hatten wir vorher auf die Tonlage des Didge gestimmt.
Was jetzt geschah ließ unsere Augen leuchten. Nach ein paar wenigen Takten waren wir alle im Gleichschritt und fetzten einen unglaublichen Blues.
Cajon, Didge und Gitarre….perfekt!!!
Nach kaum zehn Minuten waren wir uns schnell einig, so gehen wir auf die Bühne!!! Was soll uns da passierenJ
Wir dehnten unseren Spaß noch eine Stunde aus, und mit jedem Takt wurden wir besser. Und das war nicht nur unsere Meinung.
Von der Musik angelockt besuchten uns alle diejenigen, die bei uns ums Haus unterwegs waren und im Garten standen. Sie konnten es nicht glauben, mussten sehen was sie hörten, dass der Sound tatsächlich von uns gespielt wurde.
Natürlich braucht die Band jetzt noch einen Namen. Wir waren ja eine Band, daran bestand kein Zweifel.
„Sound Experience“ war geboren, Andys Idee!!!
The day of concert was broken. Andy, Ekieh und ich brachen mit einem vollbeladenen Golf Kombi auf nach Lottstetten und suchten das Festival Gelände. Wir hatten ein braves Navi das uns direkt zum Ort des Geschehens führte. Jörg und seine Hele werden hier auf dem Parkplatz zu uns stoßen. Wie bei solchen Veranstaltungen üblich, wurde eine große Wiese kurzerhand zum Parkplatz umgebaut. Nicht auszudenken was wäre würde es regnen. Verlässliche Pünktlichkeit ist ein Markenzeichen der beiden, oder unserer Generation eben. Gemeinsam meldeten wir uns zum Dienst und trafen auch gleich auf Rob, Mav und Pat. Die Begrüßung war erwartet herzlich und mehr und mehr wurden die restlichen Vereinsmitglieder auf uns aufmerksam. Als wir das Gelände betraten war noch allerorts geschäftiges Treiben. Bis zu Festivalstart um 14 Uhr war es noch gut eine Stunde und es gab noch einiges zu tun. Das Alter der meisten war so zwischen 30 und 40 Jahre. Da wurde ich, beinahe 60, bereits als Saurier gehandelt. Das geht aber völlig klar, ich genieße es in den Kreis junger Leute aufgenommen zu werden. Es ist wie in einem wunderschönen Traum.
Die Bühne, ein Gewirr aus Stangen, Tücher, Bretter, Beleuchtung und Beschallung war ein professionelles Gebilde von einem speziellen Bühnenbauer geliefert und montiert. Irre Soundboxen garantierten an jedem Punkt des Geländes für optimale Lautstärke und Sound. Ca 100m vor der Bühne war die Technik, Mischpulte, Regie usw.. Deren Kabel zwischen Bühne und Technik wurden kurzerhand unterirdisch im Gras verbuddelt. Wir bezogen unsere Stellung auf der Bühne und suchten und fanden schließlich die passenden Stecker für unsere mitgebrachten Mikros und Gitarre. Der Regie übergab ich auch mein kleines Aufnahmegerät das irgendwo in ihrer Anlage eingestöpselt wurde.
Tja, und da es kein Festival ohne Strom geben würde, hatten die guten Leute einen Generator gemietet der nur etwas kleiner schien als eine Garage. Der Standort des Stromerzeugers, fand nicht nur ich als ausgesprochen unpassend. Aus Gründen der kurzen Wege für die Zuleitung wurde das Kraftwerk Luftlinie gerade mal 50 m von der Bühne entfernt platziert. Der Sound des Generators sollte unser Begleiter werden und irgendwann blendet man das Brummen des Motors einfach aus. Es hilft ja nichts, wenn man sich verrückt macht. So wurden wir eine Art Schicksalsgemeinschaft, der Generator und die Bühnenmusik. Nur dass das Raven der Goa- Musik in ihrer Lautstärke den Kompressor um Längen übertraf. Tja, eine pragmatische LösungJ
Sound Experience bezog ihre Positionen. Nicht ganz einfach. Obwohl wir nur zu dritt waren mussten wir uns irgendwie zwischen die Aufbauten klemmen. Jan hatte seinen Teil der Ausrüstung bereits in Stellung gebracht. Ein kurzer Soundcheck, kleine Korrekturen, wir waren bereit. Mittlerweile war es auch 14 Uhr, nur vom heiß ersehnten Publikum noch keine Spur. Nichts desto trotz, unbeirrt legten wir los und rockten die leere Wiese die sich vor uns ausbreitete. Blindes Verständnis unter den Helfern, die sich fortan als Publikum anboten. Es kam so etwas wie Stimmung auf, ja die Leute hier hatten Spaß mit unserer Musik und wir fühlten uns nicht ganz so einsam in der Weite des Festivals. Den Organisatoren Mav, Pat und Rob sowie den vielen namenlosen Helferlein war schon klar, dass 14 Uhr völlig zu früh für eine solche Veranstaltung ist. Aber wir bekamen auch mit, dass das Waldfest die allererste Veranstaltung dieser Art war die TMW feierte. Man konnte also auf keinerlei Erfahrungen zurückgreifen. Na dann, einmal ist immer das erste Mal! Die Party wird sich erst im Schutz der Dunkelheit entfalten und dann ist auch Jan und Konsorte am Raven und Schnupfen und Träumen. Uns war von Anfang an klar, dass wir nicht gezwungen lange ausharren, Alkohol und andere Drogen waren für uns tabu. Wir mussten wieder auf die Straße und das hemmt den Konsum dieser Genussartikel. Nach ner guten Stunde waren unsere Kräfte dahin, wir beenden unseren Auftritt „erfolgreich“ und orientieren uns in Richtung Fressmeile. Hunger kam auf und unsere vielfältigen Gutscheine wollten unter die Leute. Und jetzt ereignete sich etwas das es unbedingt verdient hat in dieser Geschichte einen Ehrenplatz zu bekommen.
Ekieh und mich gelüstet es nach Pommes. Und tatsächlich gab es auch einen Wagen, eine kitschig grüne Grillbude, deren Aufschrift die erwähnten Leckereien versprach. Unsere Chancen standen gut, dank der vielen Besucher die noch nicht anwesend waren, war die Warteschlange äußerst überschaubar. „Zwei mal Pommes“, der gute Mann vernahm unseren Wunsch und machte sich an die Arbeit. Er verschwand erst mal zum seitlichen Ausgang hinaus hinter den Wagen und kam nach ner Weile wieder mit einem Sack Kartoffeln zurück. Ja, du verstehst es richtig, ein Sack voller roher, ungeschälter, unverschnittener Kartoffeln. Die Pommes- Rohlinge wurden sorgsam gewaschen. Der Wirt würde im Laufe der Veranstaltung sicher noch mehr Übung im Kartoffelschälen bekommen, doch es schien ihm Freude zu bereiten, Stück für Stück, Streifen für Streifen die Pommes- Anwärter zu entkleiden. Und obwohl hochkonzentriert auf seine Tätigkeit, kam ihm doch noch rechtzeitig der Gedanke dass es von ungeheurem Vorteil sein könnte das Fett in der Friteuse aufzuheizen. Und das Öl es hatte viel Zeit auf Temperatur zu kommen. Der hochmotivierte Koch schnitzte doch tatsächlich jedes „Pommes- Stäbchen“ einzeln aus der Kartoffel. Ob die Kartoffel jetzt „Aua“ hatte? Ich stellte mir zwischenzeitlich vor, ob es für die neugeborenen Pommes noch eine feierliche Begrüßung geben wird. Halt—stop!! Noch sind es „Anwärter“, erst wer in der Friteuse gebadet hat darf sich Pommes nennen!!!
Mittlerweile standen wir bereits eineinhalb Stunden in der Warteschlange. An deren Anfang wir uns befanden. Zwar hatten wir das Privileg der Pool Position doch noch immer mit Hunger. Andere „neugierig hungrige“ die der Zeremonie staunend folgten, brachen den „anstellen- Vorgang“ verwundert ab.
Doch dann war es soweit, urplötzlich und ohne Vorankündigung. Der Welt besten frittierte Kartoffelstäbchen durften Ekieh und ich entgegen nehmen. Die Scheißerle waren echt lecker. Ein großes Kompliment dem Küchenchef. Wie sich die Sache allerdings verhält wenn erst einmal das Festival mit Gästen gefüllt ist und die guten Leute der Hunger überfiel….. die Antwort kenn ich bis heute nicht. Muss ich mal nachhaken!
Unser Konzert kannst du übrigens auf meiner Site, naturklang-keller.de, bestaunen. Ekieh hatte unsere Video- Kamera dabei und war ständig am Filmen. Den Sound entnahm ich dem eingestöpselten Aufnahmegerät. Für die Dokumentation via Foto war eine eigens dafür engagierte Fotografin zuständig. Ich sprach Karo an ob ich ein paar der Aufnahmen bekommen könnte. Sie willigte ein und wollte mir einen Link für den Download senden. Sie war übrigens genau so fröhlich und nett wie alle anwesenden. Vielleicht ist sie ja Mitglied im Verein….und dann wird man automatisch „soooooo“. Oder ist das „soooooo“ sein die Voraussetzung für eine Mietgliedschaft? Auch hier muss ich mal nachhaken. Du fragst dich jetzt was ich mit „soooooo“ meine! Damit spreche ich die freundliche, offenherzige Art an mit der diese Menschen auf dich zukommen. Wer weiß, vielleicht bin ich ja auch schon soooooo.
Nachdem wir gefühlte hundert Menschen gedrückt und geküsst hatten, luden wir alles Mitgebrachte (nicht mehr) ins Auto und fuhren heim.
Die folgenden Monate dümpelten dahin, als im Dezember eine Einladung zum „Helferfest“ mein Handy erreichte. Der Termin war auf irgendwann im Januar 2019 einberaumt. Doch diesmal ist der Ort nicht das Festival- Gelände sondern ein verträumtes Fleckchen direkt am Ufer des Rheins, natürlich in der Nähe von Lottstetten. Der Fluss windet sich in dieser Gegend in vielen engen Schlaufen, sodass ich erst einmal genauer die Fließrichtung erkundete. Und prompt schien der Rhein stromaufwärts zu fließen! Ich hätte darauf gewettet dass er in die andere Richtung fließt, unbedingt! Meine geographische Verwirrung war perfekt. Dank der angegebenen Koordinaten war es unserem Navi zuvor klar wo wir hin mussten. Zielsicher und ohne große Diskussionen brachte es uns an den Traumstrand. Gott sei dank gibt es diese Dinger! Nicht mehr vorstellbar wie das Früher einmal war! Da waren die Schubladen noch prallgefüllt mit Landkarten und Stadtpläne. Alle topaktuell natürlich, es wurden doch früher noch nicht so viele Straßen gebaut.
Wouw, auch hier glänzten die Leute von TooManyWords mit ihrem Organisationstalent und mit ihren Ideen. „Na, wer’s drauf hat“!
Januar, Abends….da ist damit zu rechnen dass es kalt sein würde. Und so kam es! Jörg hatte leider keine Zeit, so traten Andy und ich als Duo auf. Andy quälte seine Elektrogitarre, ich meine Didge. Wir bauten uns mit dem Rücken zum Wasser hin direkt am Ufer auf. Da mein Verstärker mehrere Eingänge hat konnten wir beide Instrumente ausreichend verstärken.
Jetzt aber noch ein paar Worte zum Event himself. Hast du ne Ahnung was ein „Hotpot“ ist? Ein etwa drei Meter im Durchmesser großes Wasserbecken mit ca. 50cm Wassertiefe. Der Rand war aus massivem Holz, das Becken selbst wurde mit einer dicken Folie ausgekleidet, wie ein flacher Pool. An einer Stelle war der Rand unterbrochen. In die Öffnung wurde ein Ofen eingesetzt der mit Holz beheizt wird. Am vorderen Teil des Ofens befindet sich ein doppelwandiges „Steigrohr“. Hier steigt das erhitzte Wasser auf. Ähnlich dem Prinzip einer mediteranen Espressomaschine. Das Innerste Rohr funktionierte als Heizung und Kamin. Zwischen Kamin und Außenrohr steigt das Wasser hoch und fließt als heißes Wasser an der Außenseite wieder zurück in den Pool und vermischte sich mit dem Badewasser. Auf diese Weise erreichte das Badewasser recht flott angenehme 38-40°C während die Luft drumherum an der Frostgrenze eingefroren war. Die Wellness Badegäste setzten sich mit dem Rücken an die Poolwand, die Füße zur Mitte gestreckt ins wohlige Wasser. Perfekt!!!
Soweit der Hotpot.
Ein weiteres Wellness Angebot war eine Sauna direkt am Strand. Kurze Beschreibung: die Größe eines Bauwagens, vier Räder mit Deichsel, Holzverkleidung, der Eingang über hintere Stirnseite war eine Glastüre und über eine Holztreppe zu erreichen. Eine klassische Sauna- Ausstattung der Innenbereich. Wunderschön wie das gelbe Licht aus dem Inneren des Wagens durch das Glas der Türe das vorbei fließende Wasser des Rheins für einen kurzen Moment beleuchtete.
Ein bisschen Abseits im Wäldchen stand ein großes Rundzelt, 8 bis 10m Durchmesser mit einem zentralen Rauchabzug in der Decke. Entsprechend brannte in der Mitte des Zelts ein Lagerfeuer. Der Boden war komplett mit bequemen, bunten Teppichen ausgelegt, so wurde das Zelt nur ohne Schuhe betreten. Die Musik erinnerte ein wenig an die Goa- Party und so roch es nicht nur nach Lagerfeuer und Zigaretten, wenn du weißt was ich meine.
Zurück ans Rheinufer, da lagen Fleischspieße auf einem Grill bruten vor sich hin. Sie erinnerten an Griechische Suflaki aus einer Taverne. Das herzhaft gewürzte Fleisch war super cross. Das Getränkezelt stand für jedermann offen und war zugleich die Umkleidekabine für die Wellnesser die ins warme Wasser oder in den heißen Dampf der Sauna gerufen wurden.
Ach und welch ein Zufall, hier traf ich wieder auf die Fotografin Karo die mir noch immer die Fotos schuldig war. Es war ihr auch glaubhaft peinlich und versprach Besserung. Dazu tauschten wir unsere Visitenkarten aus, so quasi als Gedächtnisstütze. Sie sah sich meine immer wieder an und ich hatte das Gefühl irgendwas interessierte sie besonders. Und dann kam sie darauf zu sprechen. „Obertonsingen“, ist interessant dass ich das kann. Sie hätte eine Schwester die in Sache Obertonsingen aktiv unterwegs ist. Sie würde auch immer wieder in einem speziellen Obertonchor an mystischen Orten singen.
Jetzt war ich total baff!!! Wie lange schon bin ich auf der Suche nach Kontakten in diesen zauberhaften musikalischen Bereich. Und jetzt steht Karo vor mir und winkt mit einer Schwester im Gepäck die Obertonsängerin ist. Ich bat sie eindringlich ob sie mir den Kontakt zu Risa herstellen würde.
Nur wenige Tage zu Hause, da klopft eine E- Mail an, Absender „Karo“. Hey Bernhard Risa würde sich freuen dich kennen zu lernen und hier der Link zu den Fotos.
Risa und ich schrieben uns ein paar Mal, unter anderem bemerkte sie…“hey, ich war auf deiner Homepage und fand eine Menge bekannter Namen“!
Und so kam es, dass ich mich mit Risa verabredete. Wir waren aufeinander gespannt und freuten uns sehr. Sie veranstaltet einmal in der Woche einen Sing- Abend im kleinen Kreis. Wenn ich Lust hätte dann komm doch einfach dazu. Da es mir eigentlich ganz selten an Lust fehlt fuhr ich zum angesagten Termin in die Schweiz, ich sag jetzt mal Richtung Bern. Die Strecke ist überschaubar, in ca. 50 Minuten bin ich vor Ort, sofern der Verkehr es zulässt.
Außer mir waren noch drei weitere Gäste in Risa‘ Musikstube. Der Verlauf der folgenden zwei Stunden darfst du dir so vorstellen. Es war bei jedem Treffen anders. Wir bildeten keinen Chor, sondern agierten als Solisten. Wir sangen nicht im herkömmlichen Sinn irgendwelche Liedchen, wir gaben Töne von uns. Töne die in uns waren. Töne die Antwort auf andere Töne waren. Wir unterhielten uns in dem wir uns Töne schenkten. Trommeln auf der Schamanentrommel was dir dein Gefühl vorgab.
Anfangs, du kannst dir vorstellen, war ich sehr gehemmt. Völlig ungewöhnlich wie ich mich verhalten durfte. Aber es war jeder in dieser kleinen Gruppe in derselben Situation. Und jedem schien es Freude zu bereiten. Ja tatsächlich, kaum vorstellbar was diese kurze gemeinsame Zeit in einem bewirken konnte.
Die Woche drauf, du hast überhaupt keine Lust wieder diese Strecke zu fahren. Du bist müde. Dann aber erinnerst du dich an das Gefühl der Leichtigkeit nach jedem Abend. Und bald wurde dieser Abend zu einer Institution und ich reiste über ein Jahr lang einmal wöchentlich zu Risa. Aus einer bunten Truppe wurden Freunde. Aber mit Obertonsingen hatte es nur ganz am Rande zu tun. Dazu sollte es später kommen.
Eines Tages flatterte wieder ein E- Mail herein. Stop, ich will mal betonen dass ich sehr oft E- Mails bekomme. Hier, hier stelle ich nur diese heraus die für die Geschichte eine besondere Bedeutung haben.
Die Nachricht war von Risa, ok, war doch eben erst bei ihr!? Es entpuppte sich als eine Einladung, eine Einladung spezieller Art. Risa veranstaltet schon viele Jahre das MMM (Mystic Mountain Music), und dazu war ich eingeladen. In meiner Brust schlugen jetzt zwei Herzen. Das eine hatte ne riesige Freude, das andere sagte „langsam Bruder, das ist in der Schweiz mit den dortigen Tarifen“!
Angeboten wurde eine Woche im Engadiner Tschierv in einem alten Bauernhaus. Dieses Haus wurde von Basel zu einem Seminarhaus umgebaut und zum mieten angeboten. Es bietet ca. 20 Personen Platz. Die meisten Schlafplätze sind in Räumen für sechs Personen in drei Doppelbetten. WC auf dem Flur. Sammeldusche im Keller, Küche, Ess- Raum und ein großer Musikraum. Freisitz hinterm Haus. Herrliche Lage in den Bergen direkt an einem rauschenden Bach. Der Preis für die sieben Übernachtungen gleicht einem „Schnäppchen“. Und da wir Selbstversorger sind und auch selbst kochen sind auch diese Kosten sehr überschaubar. Nach kurzer Absprache mit Heike schickte ich die Anmeldung ab.
Und wieder einmal war es ein Samstag im September als wir frühmorgens, bepackt wie Lastesel uns auf die lange Fahrt nach Tschierv machten. Bis dahin überquerten wir drei Alpenpässe, der letzte war der Ofenpass. Etwa 10km danach fanden wir das Ziel unserer Fahrt. Zu unserem Gepäck das für eine Woche ausgelegt war, gesellten sich noch mehrere Didge, Verstärker, Percussion, Fotoausrüstung. Kurz, unser Kombi war voll! Klar war ich als Fahrer auch immer unter Spannung, aber unser Auto konnte einem schon leid tun. Und wir erreichten das Haus das schon fleißig von den ankommenden Gästen beladen wurde. Wir waren nicht bei den Ersten aber auch längst nicht bei den letzten Gästen. So gab es eine relativ kurze Begrüßung und Risa wies uns unser Quartier für die nächsten 7 Tage zu. Die Schlafräume waren alle im Obergeschoss. Es führte eine komfortable Wendeltreppe hinauf, die ihre Tücken im Kopfbereich anbot. Klar, dass ich auch gleich mit einem dumpfen Schlag gegen meine Stirn darauf aufmerksam wurde. Ich war voll auf unser Gepäck fokussiert, in jeder Hand ein Koffer, unter den Armen irgendwelche Taschen und Tüten….da schaust du nicht an die Decke!!!!! Treppe abwärts war der „Donnerbalken“ auf Augenhöhe…juhuuu, ich hab ihn rechtzeitig gesehen. Zwei Schwertransporte, geschafft, unser Zeugs war oben. Jetzt ging es drum für die Instrumente und Soundanlage einen geeigneten Platz im Musiksaal zu finden. Ein Blick durch den Raum…das wird gar nicht so einfach. Unglaublich, was da schon alles rumstand. Augenfällig waren zwei Gongs mit mindestens 1,5m Durchmesser. Beinahe putzig klein war der dritte im Bund, vielleicht 0,7 bis 0,8m groß. Er hing quer im Raum an einem dicken Balken der vermutlich das ganze Haus zu tragen hatte, und den Gong! Akustik- Gitarren und E- Gitarren mit Mischpult und Verstärker, eine Ukulele, ein Saxophon, mehrere Djembè in allen Größen, ein Tisch mit Bücher die sich beinahe alle mit dem Thema „Geistwesen“ beschäftigten. Die hintere rechte Ecke des Raums schien noch unbesetzt, dann aber nix wie hin. Was für eine Schlepperei, das ganze Zeugs vom Parkplatz 100m Weg nach unten zum Seiteneingang des Kellers, durch den Keller hindurch, dann eine bzw. zwei Treppen hoch….aber bald war’s geschafft. „Wir wären soweit“ gaben Risa Bescheid, jetzt wollte sie uns das Haus einmal gründlich vorführen. Im Keller waren ein ungenutzter Aufenthaltsraum, der Abstellplatz für die Schuhe, Garderobe, Duschraum für Gruppen, Vorratsraum Speisen aller Art.
Eine Steintreppe führt im Halbkreis eine Etage höher, ins Erdgeschoss.
Hier sind Speiseraum, Küche, Schlafraum für Betreuer, Abstellkammer, der große Musiksaal mit dem Ausgang zum Freisitz. Der Raum ist durch große, nach oben halbrunde, Fenster lichtdurchflutet. Von hier führt auch eine breite Holztreppe ins Obergeschoss zu den Schlafräumen, Waschen und WC.
Die Treppe hat auch ein eingebautes Meldesystem. Sie gibt ein unglaubliches Knarren als Warnsignal von sich. Also mit „Hochschleichen“ ist nicht!!!! Bist du dann oben angekommen beruhigt sich die Treppe sofort wieder, jetzt übernimmt der Bretterboden die Aufgabe immer genau zu melden wo du dich befindest. Und alle wissen Bescheid. Auf die gleiche Weise wird auch jede Bewegung in den Räumen selbst verraten. Nachts aufstehen, Pipi machen. Geht schon aber alle wissen was läuft, ähm, wer läuft wo hin.
Anfangs ist dir das noch peinlich, aber da es jedem so ergeht fügst du dich in deine Offenheit. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich danach nach Hause komme und vermisse das allgegenwärtige Knarren.
So nach und nach, sind auch alle Gäste angekommen, alle bis auf diejenigen die sich erst auf Mittwoch angemeldet haben.
Und was zu den Gästen zu sagen ist, und das ist äußerst bemerkenswert. „Es sind durchweg total liebe und interessante Menschen. Umgänglich, warmherzig, offen und guter Laune“. Diejenigen die ich von vor der Woche bereits kannte, sind natürlich Heike, Risa mit ihrem Lebensgefährten und ein Stimmakrobat, den ich hin und wieder an verschiedenen Locations traf, wie der Didgeridoo- Night in Schöftland, oder bei Risa an einem „Tönen- Abend“. Ach ja, eine sehr interessante Frau mit einer unglaublichen kräftigen Stimme, deren Beruf die Clownie ist, sie traf ich auch schon mal bei Risa. Der Rest der Mannschaft ist mir komplett neu.
Jetzt noch ein Wort zum Wochenprogramm des MMM. Schnell gesagt…da es kein Programm gibt. Jeder gestaltet sich seinen Tag so wie er Lust dazu hat. Die Landschaft lädt natürlich zum Wandern ein, oder du fährst in den nächsten größeren Ort, oder du schaust dich auf dem Ofenpass um.
Ja was war das, eines Morgens seltsam, schöne Klänge aus dem Musikraum. Eine immer wiederkehrende Melodie. Eindringlich legt sich der Klang auf dein Gemüt. Ein Pärchen aus unserer Runde hatte sich in die mystische Klänge und Texte der Mantras verliebt. Sie waren diesbezüglich auch schon des Öfteren in Indien zu Besuch. Auch auf diversen Konzertbühnen Europas begeistern sie ihr Publikum. Und heute sind sie unter uns, ich habe noch nie in meinem Leben so etwas Wundervolles hören dürfen. Von der ersten Minute an stehen mir die Haare am ganzen Körper stramm. „Krishna Krishna hare Krishna“, der Gesang wurde von einer Akustikgitarre und einem Indischen Harmonieum begleitet, leise, gefühlvoll, lieblich. Die beiden sangen und spielten als wären sie ein einzelner Klangkörper.
Dann kam der Tag an dem sich ein paar von uns verabredeten gemeinsam über den Ofenpass nach Buffalora zu fahren. Der Gebirgsfluss der sich das Tal hinab schlängelt hatte in dieser Gegend einen kleinen Bach als Zufluss. Dieser romantische Bach fließt bis er sich in den Fluss ergibt durch Wiesen und Sträucher. Schnell fanden wir eine geeignete Stelle die groß genug war unsere Gruppe aufzunehmen. Vielleicht kannten unsere Freunde die Stelle bereits aus früheren Jahren, so zielgerichtet wir uns darauf zubewegten.
Das Plätschern des Wassers, ein paar wenige Vögel zwitschern, ein leichter Wind kühlt unsere Haut. Es war sehr heiß, so ganz ohne Schatten in der Sonne. Und in dieser Höhe ist die Sonneneinstrahlung schnell unterschätzt. So bedeckten wir unsere Köpfe mit den T-Shirts, Arme und Beine bekamen Sonnencreme, min. Faktor 30, verpasst.
Während wir sangen war es als befänden wir uns unter einer unsichtbaren, aber fühlbaren Glocke zu einem Chor, einer Gemeinschaft verschmolzen. Die einfachen Melodien der Mantras taten ihr gutes Werk und sie schwebten über unser Gehör direkt in unsere Herzen. „Traumhaft schön“ scheint mir eine treffende Beschreibung.
Wieder zurück in unserem Haus wollte ich unbedingt noch einmal an diesen Ort um in diesem Ambiente eines meiner Didge zu spielen. Eine kleine Djembè begleitete uns ebenfalls.
Vieles von dem was ich über Tschierv gesagt hab, kannst du auf meiner Site nacherleben. „Klangmassage/Mantra-Singen“ heißt die Rubrik.
Auch diese Woche lag in Windeseile hinter uns, hier und da floss eine Träne zum Abschied…wir fuhren den drei- Pässe Heimweg.
In den folgenden Wochen als wir uns wie gewohnt bei Risa zum „Tönen“ trafen verstärkte sich in mir der Wunsch nach dem geliebten Obertonsingen.
Der Wunsch öffnete umgehend eine Tür, Risa übergab mir einen Flyer in dem die Tournee des Chors „Partial“ aufgeführt war. Risa singt bereits viele Jahre in diesem Chor und wir verabredeten uns zum nächstbesten angebotenen Termin zu einem Konzertabend in Zürich.
Die Lokation war ein kleiner Konzertsaal in einem historisch schönen Gebäude. Wir nahmen in der dritten Reihe unsere Plätze ein, nein zurück…..schon beim Betreten des Saals sahen wir viele bekannte Gesichter aus Tschierv die wir herzlich begrüßten. Nun saßen wir da und warteten auf den „Einmarsch der Gladiatoren“. Ach siehe da, auch hier waren beinahe die Hälfte der Sänger(inen) gute Bekannte Gesichter aus der MMM Woche im Engadiner Tschierv.
Wenn ich jetzt den Versuch unternehme das folgende Konzert zu beschreiben, es wird nicht möglich sein die Töne, den Spirit, die Lebensfreude und Kraft jedes einzelnen zu beschreiben. Nein!!!! Es muss dir genügen wenn ich dir sage dass ich von der ersten Minute bis zum Ende des Applaus‘ Tränen in den Augen hatte.
Nach der Aufführung bin ich zu einem der beiden Chorleiter, Christian Zehnder, hin, „kann man bei euch mitmachen“? „aber natürlich“! Dass ich beinahe mit jedem Chormitglied bereits angeregt gesprochen hatte und wir großen Spaß hatten war ihm sicher nicht entgangen. So war seine Haltung mir gegenüber völlig bedenkenlos so dass er auch nicht weiter nachfragte wie ich auf die Idee gekommen war mitzusingen. Er verwies mich an eine ebenfalls gut gelaunte, attraktiv fröhliche Erscheinung. Katha kann man getrost als die „gute Seele“ das Chors betiteln. Sie sollte meine Daten aufnehmen, nähere Info bekäme ich von ihr ebenfalls. Organisation ist Alles, ich war noch keine zwei Tage zu Hause, flatterte von Katha eine E- Mail auf meinen Rechner mit dem Hinweis auf das nächste Konzert das in zwei Wochen schon in Winterthur stattfinden wird. Da sie mich bereits als ein neues Mitglied betrachtete wurde ich auch zum anschließenden Abendessen in einem Chinesischen Restaurant eingeladen. Die meisten der Sängerinnen würden dabei sein, also auch ich. Ja, keine Frage, ich fühlte mich geehrt und gut aufgehoben. Das Winterthur Konzert, diesmal in einer kleinen Kirche, stand dem ersten Erlebnis nicht nach. Und anschließend konnte ich dabei sein und live erleben dass die Leute nicht nur auf der Bühne eine überaus starke Präsenz besaßen.
Katha gab auch weiterhin keine Ruhe, so erreichten mich die Termine für die Proben, Workshops und Auftritte für das Jahr 2020 pünktlich. Ende Januar stand ein Probentag in Bern an. Das sollte auch mein Einstand zum Chor werden. Dem Straßenverkehr geschuldet erschien ich leicht verspätet, was bestimmt tiefen Eindruck hinterließ. Wir begannen mit Lockerungsübungen, Körper ausklopfen, Stimme dehnen usw. Dann kramten wir die Noten alter, bekannter Stücke hervor und trällerten locker vom Blatt. Meinen Notensatz bekam ich von einem Kollegen überreicht, den ich unterwegs noch aufgenommen hatte. Ich begnügte mich mit intensivem Staunen. „ist doch auch völlig normal, dass man nicht gleich mit einsteigen kann“! Soweit die verständnisvollen Versuche meiner neuen Freunde mich zu trösten.
Und es kam noch „dicker“! Es war Januar und wir standen am Beginn eines neuen Programms. Mit Spannung und einigen für mich undefinierbaren Kommentaren wurden die unbekannten Noten ausgeteilt. Ups….eueueueueeujeu, sowas können wir singen? Und wie soll das gehen. Alle Stimmen auf einem Blatt. Bass und Tenor was die Männer anging. Und dann waren auch noch die „Noten“ für die Obertöne mit in das Wirrwarr ein gewurschtelt. Ach ja, ich vergaß zu erwähnen. Meine Tonlage entspricht wohl eher der eines Tenors als der eines Basses. Und da war ich ganz froh darüber, ganz unten in den Notenzeilen geschriebene Töne entlocken bei mir nur ein kaum hörbares Gewürge. Ja, und da ich zu Hause und sonst schon eifrig beim Obertonsingen dabei war, stand für mich fest….da will ich hin. Also Tenor mit Obertönen. Es gab auch die Tenöre die auf die Obertöne verzichteten, aber ich doch nicht. Bin ja hauptsächlich wegen dieser mystischen Töne hier.
Das Chaos, ähm die Probe nahm Fahrt auf. Takt für Takt, Stimmlage für Stimmlage versuchten wir nachzusingen was uns Marcello, unser zweiter Chorleiter, vorgab. Natürlich hatte er nicht nur gesagt „so jetzt singt mal“, nein er sang es uns vor als gäbe es überhaupt nichts Leichteres als das!!! Grüppchenweise, in der Musik nennt man die Gruppen „Register“, waren wir bemüht die Töne zu treffen. Und dann, als jeder seinen Part mal gehört hatte, wurde der Chor als Ganzes in die Pflicht genommen.
Und ich kann dir sagen, jetzt wurde es elendig schwer. Ich konnte meine Stimme überhaupt nicht mehr hören, und so sang ich munter drauf los, in der Hoffnung…es wird schon stimmen. Nach Marcellos Gestik zu urteilen war das nicht ganz der Fall. Aber nicht nur von mir kamen schräge Einlagen. Der gesamte Chor war auf der Suche nach dem perfekten Klang.
Von Minute zu Minute sah ich die Hoffnung schwinden auch nur die Probe durchzustehen und zu beenden. Aber auch meine Mit-Leidensgenossen*innen waren total überfordert. Die Stimmen häuften sich „so etwas schweres hatten wir noch nie“!!! Auch Marcello gestand das eine oder andere Nadelöhr zu, durch das wir uns quälen mussten.
Wie klingen die Berge, der Wind, das Wetter. Wie hört sich der Gesang inmitten der Berge an. Wie singt man „Stille“? All diese Geräusche gepaart mit Obertönen aus der Tiefe deiner Kehle und aus den Höhen deines Kopfes.
Nach mühsamen 8 Stunden war die Probe endlich beendet. Es bildeten sich noch kleinere Gesprächsrunden und ich schaute zu dass ich Marcello erwischte. „Was meinst du, hat das überhaupt Sinn mit mir“? „Aber natürlich, so haben die meisten hier angefangen“! Ich hab ihm dann noch eine Stunde Einzelunterricht aus den Rippen geleiert, ohne mich zu erkunden was sie kosten wird. Aber eine Stunde, dachte ich, wird mich nicht grad finanziell einen Abgrund hinab stürzen. Marcello versprach sich via E-Mail bei mir zu melden, ok!
Der Heimweg wurde wieder von einem, natürlich demselben, Chormitglied begleitet, den ich auf dem Hinweg schon aufgesammelt hatte. Er wohnt im näheren Umland von Rheinfelden Schweiz, also beinahe auf meinem Weg.
Ja, er spürte natürlich meine Sorgen über „Sinn und Unsinn“. Und bekräftigte noch einmal dass es tatsächlich noch niemals eine so schwere Probe gab. Da war der gesamte Chor am „Anschlag“.
Ich setzte meine ganze Hoffnung auf die Privatstunde bei Marcello. Und tatsächlich, nach wenigen Tagen flatterte die E- Mail auf meinen Rechner mit den Daten für die Stunde. Mittags 16 Uhr, St. Gallen, bei der Kirche „schießmichtot“.
Der Tag war da, ich kalkulierte ca. 2 Stunden Fahrt. Muss an Zürich vorbei, da weiß man nie, die Strecke ist sehr „staulastig“. Dank Navi erreichte ich das Ziel beinahe eine Stunde zu früh. Also dappte ich ein wenig in der Ecke rum und hoffte einen Kaffee zu ergattern. Auch das gelang…schien ein guter Tag zu werden!
Pünktlich bezog ich die Stellung an der Hinterseite, Seiteneingang bei „Schießmichtot“. Marcello bevorzugt in der Stadt sein Fahrrad, und das macht Sinn, da in der Schweiz das immer so eine Sache ist bis man einen geeigneten und bezahlbaren Parkplatz gefunden hat. Der Vorteil eines Sängers ist, er hat sein Instrument jederzeit dabei. Und so fanden wir recht zügig den Beginn unserer Probe.
Wie gehabt, Körperlockerungsübungen, Atemübung, Stimmbänder Scratching oder wie man das Gejaule nennen will. Und dann ging es übergangslos zur Sache. Marcello meinte das wäre schon recht gut.
Die Stunde war ratzfatz rum, Marcello überkam seiner Mühe Lohn in bar. Kurz bevor wir uns trennten, hatte er mir noch ein Angebot zu machen. Und das lass dir mal auf der Zunge vergehen. Eine Woche Oberton- intensiv Training in Davos, dawoskaumgeldkostet. Da summierten sich die Kursgebühren, Unterbringung mit Verpflegung und die Spritkosten. „Da sind beinahe alle aus dem Chor durch, es bringt unglaublich viel“! Sein Komentar. Der wird’s wohl wissen! In meiner anfänglichen Euphorie habe ich mich bei Marcello gleich für den Kurs angemeldet und ich werde ihm die knapp 600 CHF auch sofort überweisen.
Wieder daheim hab ich auch gleich in der Unterkunft in Davos angerufen und einen Platz reserviert. Die Gebühren für den Kurs habe ich Marcello auch gleich überwiesen. Parallel hatte ich noch den Bau des Körpermonochords beim Instrumentenbauer Marz in Schwaderloch begonnen. Es war als Bausatz für den teilweisen Eigenbau angeboten, und dennoch sind auch hier 1100 CHF fällig.
Ja und es blieb halt nicht aus, dass sich mein Kontostand der magischen Null näherte, und zwar rasant!! Mich erschlich leichte Panik!
Und jetzt kam es womit niemand gerechnet hatte. Der Bub bekam eine Bronchitis und die war gratis. Aber sowas von heftig! Noch nie im Leben hatte ich solche Schmerzen in meiner Brust- und Halsgegend. Meine Stimme war so gut wie weg. Und diese Kacke hatte ich über viele Wochen zu Gast. An Singen war überhaupt nicht mehr zu denken. Der Kalender sprach Ende Januar, in China kursierte bereits seit einigen Wochen ein neues Virus. „Covid 19“, Corona, in unseren Breiten noch nicht mehr als eine Schlagzeile in den Medien. Heute gehe ich davon aus dass ich mir damals eine Infektion mit diesen Scheißerchen eingefangen hatte. Und möglicher Weise haben das Virus auf meinem Kontostand und meine Halsschmerzen denselben Ursprung, nämlich „die Schweiz“! Niedergeschlagen und demoralisiert hab ich meine Teilnahme beim Obertonchor und den damit verbunden Weiterbildungen abgesagt, bzw. gekündigt. Marcello war so nett und hat mir die Kursgebühren wieder zurücküberwiesen.
Die Tön- Abende bei Risa finden seit dem, wenn überhaupt, ohne mich statt.
Ja, wir sind wieder einmal dabei den Januar 2021 zu verlassen. Die Pandemie, richtig „Pandemie“, die ganze Welt spricht mittlerweile von „der Corona- Pandemie“ hat die kompletten Erdenbewohner im Würgegriff. Bis heute, 20.01.2021 sind bereits weit mehr als 1 Mio Todesfälle weltweit zu beklagen. Seit ca. zwei Wochen werden Impfungen durchgeführt, aber es fehlt an Impfdosen. Wie lange es geht bis eine Flächenimpfung von über 60% erreicht ist….keiner weiß es.
So, das war jetzt meine Geschichte die ihren Anfang in einem Didge- Kurs in meiner Werkstatt fand. Eine ellenlange Kette von Begegnungen mit unglaublich lieben Menschen an fantastisch, mystischen Orten. Diese Geschichte spiegelt die Wurzeln meiner Musik bis zu den Klängen des Monochords, der Obertöne, des Gongs, der Klangschalen und der Trommeln.
Du wunderst dich bestimmt dass ich jetzt die Gongs, Klangschalen und die Trommeln mit einbeziehe. Das Spielen dieser Instrumente ist aus dieser Geschichte erwachsen, sodass ich heute Klangmassagen und Fantasiereisen anbieten darf. Und in diesem Zusammenhang möchte ich noch die Indianerflöte, Zimbel, Koshi, Röhrengong, Ocean- Drum und eine Kristallglas Klangschale erwähnen.
Ich sag mal Tschüüüüüsssssss
Vielleicht treffen wir uns bei einer weiteren Geschichte. Zu erzählen hätte ich genug.
Der Weg des Didgeridoo zu mir….wird wohl eine längere GeschichteJ
lass dich treiben - es ist dein Spiel - gestalte deinen Sound - lass dich überraschen
Naturklang- Keller | Waldstraße | 79664 Wehr
E-Mail: post@naturklang-keller.de